Donnerstag, 29. Mai 2014

Von Naturkatastrophen und andere unglaublichen Geschichten


So schön die Landschaft und das Meer in Dänemark auch sind, genauso gefährlich sind sie zugleich. Wir nehmen gegebenenfalls nur die jährlichen Veränderungen wahr, doch jeden Tag können allein durch Wind und Wellen schlimme Dinge passieren. Die Natur verändert sich jeden Tag und ganz besonders hier an der Küste. In diesem Teil des Blogs möchte ich nur einmal darauf hinweisen, was so alles in den letzten Jahren geschehen ist. Natürlich ist dies nicht vollständig, aber es zeigt, dass hier ständig mächtige Kräfte am Werk sind. Ich möchte im Jahr 1967 beginnen, als durch einen Sturm in Höhe Lyngby / Lönstrup mächtige Teile der Küste einfach abbrachen und der Sturm ganze Häuser mit sich riss. 




Gerade dieser Absicht ist bekannt dafür, dass hier immer wieder Teile der Küste abbrechen und ins Meer stürzen und ganze Häuser mit sich nehmen. Hierzu gibt es unzählige Geschichten, die sich am Besten in Bildern erzählen lassen. 










Die bekannteste Geschichte ist aber wohl die von der Marup Kirke, die an die gestrandeten Seeleute und Passagiere erinnern sollte, die hier im Dezember 1808 strandeten. Beim Bau der romanischen Kirche im 13. Jh. befand sich diese noch einige Kilometer von der Küste entfernt. Seither hat das Meer unaufhörlich an der Steilküste genagt, sodass die Entfernung zur Kirche heute höchstens gerade noch 10 m beträgt. Der äußere Teil des Friedhofs ist bereits in die Tiefe gestürzt. Einige Einheimische haben sich jahrelang für den Erhalt der Kirche eingesetzt, jedoch ohne Erfolg. Sollte sich die Entwicklung im gleichen Tempo fortsetzen, wird die Kirche wohl in 10 Jahren verschwunden sein. Die Kirche an sich stellt keine Besonderheit dar, vielmehr ist es ihre Lage in dieser rauen Landschaft, die sie so einmalig macht. Von der 40 m hohen Steilküste hat man eine großartige Aussicht auf die Nordsee und – wenn man nach Süden blickt – auch auf die Riesendüne Rubjerg Knude mit dem Leuchtturm. Auch dort wird die Küste stark abgetragen und man fragt sich, wer länger standhalten kann, Leuchtturm oder Kirche. Die Küstenabbrüche sind darauf zurückzuführen, dass die Meereswogen hier auf eine Steilküste treffen. Bei starkem Hochwasser oder Sturmfluten untergraben sie diese von unten. Regen und Sickerwasser lockern den oberen Teil, der dann nach einiger Zeit auf den Strand hinabstürzt. Hier bildet der abgesackte Teil zunächst eine Barriere, die den Wogen jedoch nicht lange standhält, sodass sie bald wieder ihr zerstörerisches Werk fortsetzen können. Da man beim Bau der Kirche nur über begrenzte Mittel verfügte, wurden nur die Lisenen (Wandverstärkungen) aus Ziegelsteinen errichtet, während die dazwischen befindlichen Wände aus am Strand gefundenen Steinen und Kalkmörtel bestehen. Da dies keine stabile Konstruktion darstellte, mussten die Mauern mehrfach repariert werden.  Die gesamte Südmauer wurde – wie dort vermerkt – im Jahre 1787 umgebaut. Auch an der westlichen Giebelseite wurde nach dem Abriss eines Turms in gotischem Stil gearbeitet. Der Turmbogen ist an der westlichen Innenmauer noch zu erahnen. Die Vorhalle entstand um das Jahr 1600. Das Kircheninventar wurde auf andere Kirchen verteilt. So befindet sich eine spätgotische, geschnitzte Altartafel in der Kirche in Lønstrup. Darauf ist die Jungfrau Maria mit ihrer Mutter St. Anna und dem Jesuskind zu sehen, ein beliebtes Motiv im 16. Jahrhundert. Ein Granittaufbecken mit Messingschale von 1575 befand sich bereits seit 1928 in der Lønstrup Kirke. Das romanische, mit Pflanzenornamenten geschmückte Becken ist sicher so alt wie die Mårup Kirke. Bei fortschreitenden Abbrüchen kann es immer wieder vorkommen, dass Knochenreste auf dem Strand landen. Sie werden von Mitarbeitern des dän. Generaldirektorats für Forst und Natur eingesammelt und in ein besonderes Grab auf dem Friedhof von Lønstrup verbracht.
Ein großer Teil des gefährdeten Friedhofs, wo sich u. a. das ‚Seemannsgrab’ befand, ist bereits stark mitgenommen. Es enthält die Gebeine von 226 Seeleuten, die hier beim Untergang der englischen Fregatte ‚The Crescent’ im Jahre 1808 ums Leben kamen. Das wird von manchen jedoch bezweifelt, zumal die geringe Größe des Grabes vermuten lässt, dass einige von ihnen anderswo begraben sein müssten. Vielleicht wurden hier nur 7 ertrunkene Offiziere bestattet. In der Lønstrup Kirke hängt eine Gedenktafel zu dieser Katastrophe.







Der an der westlichen Giebelseite liegende Anker, der von der ‚The Crescent’ stammt, wurde 1940 aus dem Wrack geborgen. Im östlichen Teil des Friedhofs steht ein hölzerner Glockenturm mit einer Glocke von 1537. Sie wurde von Lars Klokkestøber gefertigt und trägt die Inschrift „Hilf, Jesus, Maria und Joseph!“


Mårup Kirke wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet. Sie entstand im spätgotischen Stil und bestand aus einem rechteckigen Schiff sowie einem nahezu quadratischen Chor. Die ursprüngliche, für hiesige Backsteinkirchen typische Form ist an der Nordseite noch zu erkennen. Die Mauern sind mittels Lisenen (Wandverstärkungen) in 4 Felder eingeteilt. Sie wurden nach oben von doppelten oder dreifachen Rundbogen abgeschlossen, die in Tierköpfen enden. 2007 entschloss man sich aus Kostengründe die Kirche nicht mehr zu sanieren bzw. sie zu versetzen. Somit wurde sie bis auf die Grund- bzw. Außenmauern abgetragen. Die Abbruchkante wird wohl in den nächsten 3-5 Jahren die Kirche erreicht haben, dann soll sie gänzlich abgebaut werden und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Aber bis dahin ist und bleibt es ein magischer Anziehungspunkt für Touristen. 

Aber auch entlang der Küste passieren immer wieder Unfälle oder es geraten Schiffe in Seenot, meist sind es nicht die einheimischen Fischerboote, sondern Frachter, die aus Unkenntnis zu nah an der Küste entlang fahren. So auch 1995 in Hanstholm, wo ein russischer Frachter mit einer Holzladung ganz dicht am Strand auf Grund lief.. Es dauerte Jahre bis alles beseitigt werden konnte.


Was die meisten Dänemarkurlauber wohl gar nicht mehr in ihrer Erinnerung haben, war wie auch in Norddeutschland, die verheerende Schneekatastrophe 1979, die in Dänemark ähnliche Folgen hatte. Ganze Landstriche waren von der Außenwelt abgeschnitten und hatten tagelang keinen Strom. Tausende von Tieren starben in ihren Ställen vor Kälte. Gerade die von mir so gehassten Nerzfarmen, hatten erhebliche Verluste. Erst nach Wochen war wieder eine normale Fahrt mit dem Auto möglich. 



Aber auch den Hinterlassenschaften des II. Weltkrieges, die immerhin den gesamten dänischen Staatshaushalt von 1980 gekostet haben, nagt der Zahn der Zeit. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die letzte Bunker im Meer verschwunden sind. Am deutlichsten wird die in Vigsö. Hier liegen bereits etliche Kolosse weit im Meer. Spektakulärer jedoch  sind die Bunker, die noch hoch oben in der Steilküste stecken und mit der Zeit wie die Spielbälle ins Meer rutschen. 



Aber so oder so, der Schönheit dieser Küste kann dies alles nichts anhaben, es ist nur schade, dass sich das Meer mit der Zeit immer weiter in Land hineinfrisst und so die zahlreichen Attraktionen verschwinden. Wie bereits am Bulkbjerg geschehen. Doch als Dänemarkliebhaber hat alles eine gewisse Schönheit, es ist immer nur eine Frage der Zeit.


Nur möchte ich nicht eines Tages überall vor verschlossenen Toren stehen... das wäre zu schade!


Aber noch können auch wir etwas dafür tun! 












1 Kommentar:

  1. schade das dänemark imme mehr kaputt geht ware in einem ort der jetzt nicht mehr existiert

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